Berlin, 9. April 2025
Europa braucht Umsetzung statt neuer Strategiepapiere
Der heute von der EU-Kommission vorgestellte AI Continent Action Plan reiht sich ein in eine lange Liste ambitionierter, aber größtenteils bereits bekannter Ankündigungen zur Stärkung der europäischen KI-Landschaft. Wie bei früheren Ankündigungen mangelt es auch hier an einer übergreifenden Governance-Struktur und einer klaren Moonshot-Strategie, die bestehende Maßnahmen bündelt, priorisiert und strategisch ausrichtet.
„Was Europa fehlt, sind nicht Visionen – sondern eine verbindliche Governance-Architektur, die ambitionierte Ziele in konkrete, schnelle und pragmatische Umsetzung überführt,“ erklärt Jörg Bienert, Vorstandsvorsitzender des KI Bundesverbandes. „Die europäische KI-Branche braucht keine weiteren Ankündigungen bereits bekannter Maßnahmen und kleinteiliger Einzelstrategien, sondern funktionierende Förder- und Vergabeverfahren, die mit der Geschwindigkeit der technologischen Entwicklung Schritt halten können.“
Die bisherigen Fördermechanismen der EU sind nicht mehr zeitgemäß. Die komplexen, langwierigen Antragsverfahren und fragmentierten Zuständigkeiten stehen einer schnellen und effektiven Umsetzung von Innovationsprojekten im Weg. Während andere Weltregionen ihre KI-Kapazitäten konsequent ausbauen, verliert Europa durch administrative Hürden wertvolle Zeit. Diesem grundlegenden Problem setzt der AI Continent Action Plan wenig entgegen – eine konkrete Maßnahme, wie Europa eigenständige, wettbewerbsfähige Alternativen zu US-amerikanischen Basismodellen aufbauen könnte, fehlt vollständig. Ohne eine solche strategische Ausrichtung bleibt auch der Zweck der geplanten fünf 100.000er-HPC-Cluster unklar.
„Die europäischen Förder- und Vergabeverfahren müssen grundlegend überarbeitet werden. Was wir brauchen, sind schlankere Prozesse, transparente Zuständigkeiten und vor allem ein klares Monitoring der Fortschritte,“ so Bienert weiter. „Die europäische KI-Branche verfügt über hervorragende Talente und innovative Ideen – diese Potenziale müssen wir endlich heben, anstatt sie in bürokratischen Prozessen zu verstricken. Der angekündigte AI Service Desk kann dabei nur als erster Schritt gewertet werden – eine ausreichende Antwort auf die Herausforderungen des AI Acts gibt er nicht. Auch die vorgesehenen Maßnahmen zur Talentgewinnung bleiben hinter dem Anspruch zurück – wirklich bahnbrechende Impulse für die Wettbewerbsfähigkeit Europas sind bislang nicht erkennbar.“
Der KI Bundesverband fordert die EU-Kommission und die Mitgliedstaaten auf, bei der Umsetzung des AI Continent Action Plans eng mit der KI-Wirtschaft zusammenzuarbeiten und von Anfang an praxisnahe, funktionierende Lösungen zu entwickeln. Die Stärkung der digitalen Souveränität Europas ist kein theoretisches Planspiel, sondern erfordert entschlossenes Handeln und mutige Investitionen – jetzt.
Pressekontakt:
Daniel Abbou, Geschäftsführer KI Bundesverband
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